Theresienstadt, die Große Festung
ein jüdisches Ghetto · Pražská, 411 55 Terezín, Tschechische Republik
  • Geschichte
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Ich habe das Lager einfach verlassen...

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Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Häftlinge aus dem Ghetto von Theresienstadt zwar noch nicht befreit und konnten sich noch nicht ganz frei im Lager bewegen, doch die Überwachung des Lagers hat schon spürbar nachgelassen. Anna Magdalena Schwarz war zu der Zeit in Theresienstadt nur noch mit ihrer schwer kranken Mutter. Anfangs Mai 1945 hörte sie einen Radio Aufruf aus Prag dem Prager Aufstand zu Hilfe zu kommen. Sie beschloss also aus Theresienstadt wegzulaufen. Heute erinnert sie sich an ihre Flucht aus dem Konzentrationslager Theresienstadt mit einem Lächeln: „Ich ging einfach aus dem Lager weg.“ Und in der Tat – Anna Magdalena Schwarz zog Zivilkleidung an und verließ nach vier langen Jahren das Lager durch das Tor. Was noch vor ein paar Wochen unmöglich wäre war Realität geworden. A. M. Schwarz fuhr per Anhalter nach Prag.

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Anna Magdalena Schwarz

Anna Magdalena Schwarz

Sie wurde im Jahre 1921 in Prag in einer jüdischen Familie geboren, die zum Katholizismus konvertierte. Bereits 1939 tritt sie als Postulantin in das Jiřetín Kloster ein. Nach Kriegsbeginn wurde sie zusammen mit ihrer Mutter in einem der ersten Transporte nach Theresienstadt deportiert. Am Ende des Krieges flüchtete sie aus dem Konzentrationslager und kehrte nach Prag zurück. In den ersten Nachkriegsjahren studierte sie Englisch und Französisch an der Karls Universität zu Prag. Nach dem Februar von 1948 und den anschließenden Studienüberprüfungen wurde aber ihr Studium beendet. Sie musste somit ihren Lebensunterhalt als Fremdsprachenkorrespondentin und als Referentin verdienen. Im Jahr 1953 wurde sie verhaftet und ein Jahr später für staatsfeindliche religiöse Aktivitäten verurteilt. Sie verbüßte ihre elfjährige Haft im Frauengefängnis von Pardubice, bis sie in 1960 amnestiert wurde. Nach ihrer Entlassung lebte sie von manueller Arbeit, später arbeitet sie als Dolmetscherin in Český Krumlov. 1968 wurde sie als Übersetzerin an der Landwirtschaftlichen Universität in Prag tätig. In der Zeit der Normalisierung wurde sie in der Charta 77 und in der VONS Bewegung aktiv. Im August 1980 gelang es ihr in das Kloster der Unbeschuhten Karmeliten in Krakau zu gelangen, wo sie bis heute lebt.

Theresienstadt, die Große Festung

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Die Große Festung von Theresienstadt ist Teil einer Festungsanlage, deren Bau im Jahr 1780 begann, in der Ära von Kaiser Josef II. Die Festung liegt am Zusammenfluss der Elbe und der Eger und wurde ursprünglich zur Verteidigung gegen eine Invasion aus Preußen vorgesehen. Sie wurde aber nie militärisch genutzt, da die Preußen sie einfach umgingen. Theresienstadt erreichte den Status einer Heeresstadt und diente als eine Garnison - die Truppen wurden hier bis zum Ende des 20. Jahrhunderts stationiert. Die Festung besteht aus zwei Teilen - der Großen und der Kleinen Festung. Die Kleine Festung diente schon seit ihrer Gründung als Militärgefängnis. In der großen Festung lebte die Bevölkerung. Die Nazis jedoch beschlossen, hier ein jüdisches Ghetto zu schaffen und vertrieben deshalb am 24. 11. 1941 die Zivilisten aus Theresienstadt und bildeten hier ein jüdisches Ghetto. Beim Ausbau des zukünftigen Ghettos nutzten die Nazis die jüdische Gemeinde in Prag. Sie behaupteten nämlich dass in Theresienstadt ein Lager entstehen würde, in dem die jüdische Bevölkerung des Protektorats interniert, nicht aber in den Osten transportiert werde. Im Jahr 1942, auf der Wannsee-Konferenz, beschlossen die Nazis den Sonderstatus des Ghettos von Theresienstadt. Es sollte ein sogenanntes „Altenghetto“ werden, also ein Ghetto in dem ältere Menschen interniert werden – oft Veteranen des Ersten Weltkriegs nicht nur aus dem Protektorat, sondern auch aus Deutschland und Österreich. Die Nazis schufen sich somit ein Alibi. Sie konnten behaupten, dass sie doch nicht alte Menschen in die „Arbeitslager“ im Osten schickten. Diese blieben doch in Theresienstadt. Das war jedoch eine Lüge, denn manche von den Transporten die aus Theresienstadt in den Osten gingen bestanden ausschließlich aus älteren Menschen. Tatsächlich war die primäre Funktion des Ghettos Juden zu versammeln und sie weiter in den Osten zu transportieren. Die durchschnittliche Zahl der Häftlinge betrug in den vier Jahren der Existenz des Ghettos zwischen 30.000 bis 40.000 (vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 7.000 Menschen in Theresienstadt, darunter auch die Truppen der Militärgarnison). Im September 1942 war das Lager mit fast 58.500 Häftlingen überfüllt. Zu dieser Zeit starben hier durchschnittlich 127 Menschen täglich! Angesichts der erheblichen Überfüllung des Ghettos gab es sehr schlechte Lebensbedingungen, die in der Folge zur hohen Sterblichkeit beitrugen. Am Ende des Krieges brach im Lager zusätzlich eine Typhusepidemie aus. Insgesamt wurden etwa 155.000 Menschen im Konzentrationslager Theresienstadt gefangen gehalten. Um die 118.000 von ihnen starben im Verlauf des Zweiten Weltkrieges (einschließlich der Opfer der Typhusepidemie). Die Befreiung von Theresienstadt verlief ohne Kämpfe. Am 1. Mai 1945 wurde das Lager an das Rote Kreuz übergeben, am 5. Mai flohen die letzten Nazis vor der herannahenden Front und am 8. Mai 1945 kamen die ersten sowjetischen Truppen.

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