Ich habe das Lager einfach verlassen...
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Häftlinge aus dem Ghetto von Theresienstadt zwar noch nicht befreit und konnten sich noch nicht ganz frei im Lager bewegen, doch die Überwachung des Lagers hat schon spürbar nachgelassen. Anna Magdalena Schwarz war zu der Zeit in Theresienstadt nur noch mit ihrer schwer kranken Mutter. Anfangs Mai 1945 hörte sie einen Radio Aufruf aus Prag dem Prager Aufstand zu Hilfe zu kommen. Sie beschloss also aus Theresienstadt wegzulaufen. Heute erinnert sie sich an ihre Flucht aus dem Konzentrationslager Theresienstadt mit einem Lächeln: „Ich ging einfach aus dem Lager weg.“ Und in der Tat – Anna Magdalena Schwarz zog Zivilkleidung an und verließ nach vier langen Jahren das Lager durch das Tor. Was noch vor ein paar Wochen unmöglich wäre war Realität geworden. A. M. Schwarz fuhr per Anhalter nach Prag.
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Anna Magdalena Schwarz
Sie wurde im Jahre 1921 in Prag in einer jüdischen Familie geboren, die zum Katholizismus konvertierte. Bereits 1939 tritt sie als Postulantin in das Jiřetín Kloster ein. Nach Kriegsbeginn wurde sie zusammen mit ihrer Mutter in einem der ersten Transporte nach Theresienstadt deportiert. Am Ende des Krieges flüchtete sie aus dem Konzentrationslager und kehrte nach Prag zurück. In den ersten Nachkriegsjahren studierte sie Englisch und Französisch an der Karls Universität zu Prag. Nach dem Februar von 1948 und den anschließenden Studienüberprüfungen wurde aber ihr Studium beendet. Sie musste somit ihren Lebensunterhalt als Fremdsprachenkorrespondentin und als Referentin verdienen. Im Jahr 1953 wurde sie verhaftet und ein Jahr später für staatsfeindliche religiöse Aktivitäten verurteilt. Sie verbüßte ihre elfjährige Haft im Frauengefängnis von Pardubice, bis sie in 1960 amnestiert wurde. Nach ihrer Entlassung lebte sie von manueller Arbeit, später arbeitet sie als Dolmetscherin in Český Krumlov. 1968 wurde sie als Übersetzerin an der Landwirtschaftlichen Universität in Prag tätig. In der Zeit der Normalisierung wurde sie in der Charta 77 und in der VONS Bewegung aktiv. Im August 1980 gelang es ihr in das Kloster der Unbeschuhten Karmeliten in Krakau zu gelangen, wo sie bis heute lebt.