Kleine Festung Theresienstadt
Gefängnis · Kleine Festung Theresienstadt 304, 411 55 Terezín, Tschechische Republik
  • Geschichte
  • Ort

Nach seinem Schlag musste der Häftling zum Boden gehen

Erreichbar in: English | Česky | Deutsch

František Wretzl war ab Ende August bis Ende September 1944 in der Kleinen Festung von Theresienstadt inhaftiert. Zu dieser Zeit war dort der gefürchtete sadistische Aufseher „Rojko“ tätig: „Eines Abends haben wir die Fenster schlecht verdeckt und das Licht drang durch eine schmale Schlitze nach außen, was die Aufmerksamkeit von Rojko erregte. Rojko war ein Österreicher, als Zivilist hatte er angeblich als Küster gedient. Er war stets stark angetrunken und brannte sich seinen eigenen Schnaps aus Brotresten. Er stieß die Tür auf und fing an fürchterlich zu schreien. Es herrschte allgemeine Verwirrung und Furcht. Der Kapo wurde aufgefordert die Häftlinge zu zählen. Da er die falsche Zahl angegeben hat, schrie ihn Rojko an und er musste nachzählen. Der Kapo musste noch einmal zählen, weil er vergessen hatte, dass ein paar Kranke auf der Pritsche geblieben waren. Nachdem es wieder falsch war, klebte ihm Rojko eine heftige Ohrfeige. Die Brille flog dem Kapo davon und er ging zu Boden. Dann jagte uns Rojko auf den Hof und richtete einen Scheinwerfer auf uns. Er schrie uns ständig furchtbar an und befahl uns Kniebeugen zu machen. Auf gewisse Art und Weise war es grotesk, angesichts unserer Kleidung. Der eine hatte nur Unterhose, der andere wiederum nur ein Hemd und keine Unterwäsche, so dass der untere Teil des Körpers nicht verdeck war. Wäre die Situation nicht so ernst und voller Angst gewesen, hätte es sehr komisch wirken müssen. Keiner von uns wusste aber wie lange es dauern wird und wie es enden wird. Und es dauerte wirklich eine lange Zeit bevor Rojko müde wurde. Am nächsten Tag fragte ich den Kapo warum er denn eigentlich auf den Boden fiel, weil die Ohrfeige doch nicht so stark gewesen ist. Er erklärte mir, wie Rojko’s Psyche funktionierte. Rojko basierte nämlich darauf, dass nach seinem Schlag jeder zu Boden geht. Wäre er nicht gefallen, hätte es ihn sein Leben kosten können.“

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František Wretzl

František Wretzl

František Wretzl, mit Pfadfinderspitznamen „Baron“, wurde 1919 geboren. In den 1930ern trat er der katholischen Pfadfindergruppe Legio Angelica des Patern Clements bei. Im Herbst 1938 half er aktiv mit den tschechoslowakischen Flüchtlingen aus dem Sudetenland in Prag ein neues Zuhause zu schaffen. Während des Krieges schloss er sich dem Widerstand an und war innerhalb der Revolutionären Pfadfindergruppen tätig. Für seine Tätigkeit wurde er vom Gestapo festgenommen und lange Monate verhört. Von August 1944 bis April 1945 war er in Theresienstadt inhaftiert, später wurde er dann nach Flossenbürg und Lengenfeld versetzt. Er erlebte einen Todesmarsch und nahm später am Prager Aufstand teil. Er ist derzeit ein Mitglied der Ehrenpfadfindergruppe von Svojsík.

Kleine Festung Theresienstadt

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Die Kleine Festung Theresienstadt ist ein wichtiger Teil der Stadt Theresienstadt am rechten Ufer der Eger. Die ursprünglich für militärische Zwecke erbaute Festung entstand zusammen mit der gesamten Stadt im späten 18. Jahrhundert am rechten Ufer der Alten Eger. Schon seit dem 19. Jahrhundert diente sie als Gefängnis. Während des Ersten Weltkrieges wurde hier der Serbische Nationalist Gavrilo Princip inhaftiert, der am 28. Juni 1914 in Sarajevo den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek ermordet hatte. Princip starb unter entsetzlichen Bedingungen an Tuberkulose nach vier Jahren Gefängnis in Theresienstadt. Während des Zweiten Weltkrieges war in Theresienstadt das Gefängnis der Prager Gestapo untergebracht. Aufgrund der miserablen hygienischen Bedingungen unter den Gefangenen brach hier in diesem Zeitraum eine Fleckfieberepidemie aus. In den Jahren 1945-1948 diente die Kleine Festung als Internierungslager für deutsche Kriegsgefangene und auch für Zivilisten deutscher Nationalität, die auf der Grundlage der Beneš-Dekrete nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei nach Deutschland verbannt werden sollten. Heute befindet sich hier die Gedenkstätte Theresienstadt und vor dem westlichen Haupttor der Kleinen Festung ist der Theresienstadt Nationalfriedhof zu finden.

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