Nach seinem Schlag musste der Häftling zum Boden gehen
František Wretzl war ab Ende August bis Ende September 1944 in der Kleinen Festung von Theresienstadt inhaftiert. Zu dieser Zeit war dort der gefürchtete sadistische Aufseher „Rojko“ tätig: „Eines Abends haben wir die Fenster schlecht verdeckt und das Licht drang durch eine schmale Schlitze nach außen, was die Aufmerksamkeit von Rojko erregte. Rojko war ein Österreicher, als Zivilist hatte er angeblich als Küster gedient. Er war stets stark angetrunken und brannte sich seinen eigenen Schnaps aus Brotresten. Er stieß die Tür auf und fing an fürchterlich zu schreien. Es herrschte allgemeine Verwirrung und Furcht. Der Kapo wurde aufgefordert die Häftlinge zu zählen. Da er die falsche Zahl angegeben hat, schrie ihn Rojko an und er musste nachzählen. Der Kapo musste noch einmal zählen, weil er vergessen hatte, dass ein paar Kranke auf der Pritsche geblieben waren. Nachdem es wieder falsch war, klebte ihm Rojko eine heftige Ohrfeige. Die Brille flog dem Kapo davon und er ging zu Boden. Dann jagte uns Rojko auf den Hof und richtete einen Scheinwerfer auf uns. Er schrie uns ständig furchtbar an und befahl uns Kniebeugen zu machen. Auf gewisse Art und Weise war es grotesk, angesichts unserer Kleidung. Der eine hatte nur Unterhose, der andere wiederum nur ein Hemd und keine Unterwäsche, so dass der untere Teil des Körpers nicht verdeck war. Wäre die Situation nicht so ernst und voller Angst gewesen, hätte es sehr komisch wirken müssen. Keiner von uns wusste aber wie lange es dauern wird und wie es enden wird. Und es dauerte wirklich eine lange Zeit bevor Rojko müde wurde. Am nächsten Tag fragte ich den Kapo warum er denn eigentlich auf den Boden fiel, weil die Ohrfeige doch nicht so stark gewesen ist. Er erklärte mir, wie Rojko’s Psyche funktionierte. Rojko basierte nämlich darauf, dass nach seinem Schlag jeder zu Boden geht. Wäre er nicht gefallen, hätte es ihn sein Leben kosten können.“
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