Schmetterlinge leben hier nicht
Das Zeichnen war eine der wenigen Aktivitäten, die den Kindern in Theresienstadt erlaubt waren. Einige von ihnen verbrachten daher eine Menge Zeit mit dem Bleistift in der Hand. Unter ihnen war auch die dreizehnjährige Helga Hošková (damals noch Helga Weiss). „Eine ganze Reihe von Zeichnungen entstand unter einer Malerin, die ursprünglich aus Österreich kam, die aber nach dem deutschen Anschluss von Österreich nach Böhmen floh und den Herrn Brandeis heiratete. Ihr Name war Friedl Dicker-Brandeis. In Theresienstadt hat sie sich den Kindern intensiv gewidmet und hat sie unterrichtet. Die Zeichnungen die während dieser Zeit entstanden hat sie irgendwo versteckt, wir wussten nicht wo. Nach dem Krieg, als das Ghetto demoliert wurde, wurden auf dem Dachboden des Kinderheimes zwei Koffer mit etwa fünftausend Zeichnungen gefunden. Heute befinden sie sich im Besitz des Jüdischen Museums und in der Welt ist die Sammlung unter dem Namen „Schmetterlinge leben hier nicht“ bekannt. Der Titel der Sammlung der Zeichnungen wurde von einem Gedicht eines jüdischen Jungen inspiriert. Dieses Gedicht entstand in Theresienstadt und endet mit den Worten: „Einen Schmetterling habe ich hier nicht gesehen. Schmetterlinge leben hier nicht, im Ghetto“. Helga Weiss hielt durch ihre Bilder die Verbindung zu ihren Eltern, die in einem anderen Teil der Festung von Theresienstadt untergebracht wurden, aufrecht. „Gleich zu Beginn, als ich mit meinem Vati nur schriftlichen Kontakt unterhalten konnte, schickte ich ihm eine naive Kinderzeichnung von einem Schneemann. Mein Vater antwortete mir damals ‚male, was du siehst‘. Ich fang also an den Alltag in Theresienstadt zu malen. Ich verbrachte dort fast drei Jahre und zeichnete mehr als 100 Bilder. Ich denke, dass es mir gelang den wirklichen Alltag in Theresienstadt in den Bildern zu erfassen. Die Zeichnungen sind sehr wertvoll, da es sich um eines der wenigen Bilddokumente aus Theresienstadt handelt. Darüber hinaus wurden die Bilder von Kindern gezeichnet und sind daher verständlich und gut lesbar. Die Zeichnungen wurden in einem Buch veröffentlicht, das den Satz als Titel trägt, den mein Vater zu mir gesagt hat: ‚male, was du siehst‘.“
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