Theresienstadt, die Große Festung
ein jüdisches Ghetto · Pražská, 411 55 Terezín, Tschechische Republik
  • Geschichte
  • Ort

Der Geheimgang

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Felix Kolmer kam am 24. November 1941 im sogenannten Aufbaukommando nach Theresienstadt. Er war somit einer der ersten Juden, die in Theresienstadt interniert wurden. In Theresienstadt wurde er immer wieder von einem gewissen Dr. Bergmann kontaktiert, der mit ihm lange Gespräche hielt und ihn über seine Ansichten nachfragte. Erst im Nachhinein wurde Felix Kolmer klar, dass er auf diese Weise eine Art von Aufnahmeprüfung bestand und somit Mitglied einer Widerstandsbewegung im Ghetto wurde. „Damals hatte ich keine Ahnung welcher Widerstandsbewegung ich mich eigentlich angeschlossen habe. Ich hatte keine Ahnung, dass es dort zwei Organisationen gab und ich wusste auch nicht wer unser Kommandant war.“ Die Anhänger der Widerstandsbewegung wurden in Dreiergruppen aufgeteilt. Die drei Mitglieder kannten sich untereinander und für den Zweck der Geheimhaltung kannte nur einer von ihnen eine Person aus einer anderen dreigliedrigen Gruppe. Als angebliches Hauptziel der Bewegung galt es Pistolen in das Lager zu schmuggeln, aber Felix Kolmer ist sich dessen nicht sicher. „Meine spezielle Aufgabe war es einen unterirdischen Tunnel aus Theresienstadt zu finden. Wir wussten, dass da ein ganzes System von Tunneln unter Theresienstadt liegt, gleichzeitig mit dem Bau der Festung im Jahre 1780 errichtet. Der Zweck dieser Anlage war es, einen Fluchtweg aus Theresienstadt im Falle einer Einkreisung durch feindliche Truppen bereitzustellen. Nach einem halben Jahr des Suchens fand ich diesen Durchgang, der aus Theresienstadt führte. Unser Plan war es diesen Gang im Notfall zu benutzen, sollten die SS-Männer mit dem Erschießen der Häftlinge beginne.“ Felix Kolmer benutzte diesen Geheimgang sogar zweimal und verschwand durch ihn aus Theresienstadt, er kam aber immer am Abend und vor Beginn des Zählens der Häftlinge wieder zurück ins Ghetto. „Ich war jung und wusste nichts Besseres mit der Freiheit anzustellen und so ging ich in die Elbe Schwimmen.

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Prof. Ing. Felix Kolmer, DrSc.

Prof. Ing. Felix Kolmer, DrSc.

Felix Kolmer wurde am 3. Mai 1922 in Prag in der Familie eines ehemaligen italienischen Legionärs und Händler mit Elektrotechnik geboren. In seiner Jugend war er ein aktiver Pfadfinder und wollte nach dem Vorbild seines Vaters Elektrotechnik studieren. Als Folge der antijüdischen Repressionen wurde er aber Tischlerlehrling. Am 24. November 1941 kam er als Mitglied eines Aufbaukommandos nach Theresienstadt, wo er sich an der Gründung des Ghettos beteiligte und wo er ein Mitglied einer geheimen Widerstandsbewegung wurde. In Theresienstadt starb auch seine Mutter. Im Oktober 1944 kam er nach Auschwitz. Auf eine kuriose Weise gelang es ihm jedoch in das Lager Friedland zu flüchten, wo er bis zum Kriegsende überlebte. Nach dem Krieg schloss er ein Universitätsstudium ab und wurde zu einem weltweit anerkannten Experten auf dem Gebiet der Akustik. Er ist einer der Pioniere in diesem Bereich in unserem Land, er ist als Lehrer tätig und ist auch der Autor von unzähligen wissenschaftlichen Publikationen. Sein ganzes Leben lang beteiligte er sich auch an dem Prozess der Entschädigung der Opfer des Nazi-Terrors. Für diese Aktivitäten und seine professionelle Arbeit erhielt er mehrere Auszeichnungen und Preise.

Theresienstadt, die Große Festung

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Die Große Festung von Theresienstadt ist Teil einer Festungsanlage, deren Bau im Jahr 1780 begann, in der Ära von Kaiser Josef II. Die Festung liegt am Zusammenfluss der Elbe und der Eger und wurde ursprünglich zur Verteidigung gegen eine Invasion aus Preußen vorgesehen. Sie wurde aber nie militärisch genutzt, da die Preußen sie einfach umgingen. Theresienstadt erreichte den Status einer Heeresstadt und diente als eine Garnison - die Truppen wurden hier bis zum Ende des 20. Jahrhunderts stationiert. Die Festung besteht aus zwei Teilen - der Großen und der Kleinen Festung. Die Kleine Festung diente schon seit ihrer Gründung als Militärgefängnis. In der großen Festung lebte die Bevölkerung. Die Nazis jedoch beschlossen, hier ein jüdisches Ghetto zu schaffen und vertrieben deshalb am 24. 11. 1941 die Zivilisten aus Theresienstadt und bildeten hier ein jüdisches Ghetto. Beim Ausbau des zukünftigen Ghettos nutzten die Nazis die jüdische Gemeinde in Prag. Sie behaupteten nämlich dass in Theresienstadt ein Lager entstehen würde, in dem die jüdische Bevölkerung des Protektorats interniert, nicht aber in den Osten transportiert werde. Im Jahr 1942, auf der Wannsee-Konferenz, beschlossen die Nazis den Sonderstatus des Ghettos von Theresienstadt. Es sollte ein sogenanntes „Altenghetto“ werden, also ein Ghetto in dem ältere Menschen interniert werden – oft Veteranen des Ersten Weltkriegs nicht nur aus dem Protektorat, sondern auch aus Deutschland und Österreich. Die Nazis schufen sich somit ein Alibi. Sie konnten behaupten, dass sie doch nicht alte Menschen in die „Arbeitslager“ im Osten schickten. Diese blieben doch in Theresienstadt. Das war jedoch eine Lüge, denn manche von den Transporten die aus Theresienstadt in den Osten gingen bestanden ausschließlich aus älteren Menschen. Tatsächlich war die primäre Funktion des Ghettos Juden zu versammeln und sie weiter in den Osten zu transportieren. Die durchschnittliche Zahl der Häftlinge betrug in den vier Jahren der Existenz des Ghettos zwischen 30.000 bis 40.000 (vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 7.000 Menschen in Theresienstadt, darunter auch die Truppen der Militärgarnison). Im September 1942 war das Lager mit fast 58.500 Häftlingen überfüllt. Zu dieser Zeit starben hier durchschnittlich 127 Menschen täglich! Angesichts der erheblichen Überfüllung des Ghettos gab es sehr schlechte Lebensbedingungen, die in der Folge zur hohen Sterblichkeit beitrugen. Am Ende des Krieges brach im Lager zusätzlich eine Typhusepidemie aus. Insgesamt wurden etwa 155.000 Menschen im Konzentrationslager Theresienstadt gefangen gehalten. Um die 118.000 von ihnen starben im Verlauf des Zweiten Weltkrieges (einschließlich der Opfer der Typhusepidemie). Die Befreiung von Theresienstadt verlief ohne Kämpfe. Am 1. Mai 1945 wurde das Lager an das Rote Kreuz übergeben, am 5. Mai flohen die letzten Nazis vor der herannahenden Front und am 8. Mai 1945 kamen die ersten sowjetischen Truppen.

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